Für Kinder ist eine Trennung der Eltern meist deshalb ganz besonders schwer, weil sich viele Veränderungen ergeben. So sehen viele Kinder einen Elternteil nicht mehr so häufig wie gewohnt, müssen möglicherweise umziehen und vielleicht auch die Schule wechseln und neue Freunde finden. Das Nestmodell versucht hier gegenzusteuern und ist eine Variante, wie getrennte Eltern das Leben danach mit ihren Kindern gestalten können. Dabei gibt es ein festes Heim, das so genannte Nest, in dem die Kinder dauerhaft wohnen. Oft ist das das Eigenheim der Familie, an dem das Kind fest verwurzelt ist, in der Nachbarschaft zur Schule geht und seine Freizeit mit Freunden und Hobbies verbringt. Die Eltern benutzen dieses Nest abwechselnd mit und betreuen das Kind in seinem Heim, die restliche Zeit (an der der andere Elternteil für die Betreuung zuständig ist) wird beispielsweise in einer eigenen separaten Wohnung verbracht.
Das Nestmodell eignet sich gut für Familien, die ihre Kinder auch trotz Trennung nur ungern aus ihrem gewohnten Umfeld herausreißen möchten. Doch natürlich hat auch diese Variante Nachteile, so dass jede Familie individuell entscheiden sollte, ob das Nestmodell die richtige Lösung ist.
Wo wohnen die Eltern beim Nestmodell?
Beim Nestmodell gibt es grundsätzlich drei Wohn-Lösungen. Die „billigste“ Variante ist, dass sich die Eltern zusätzlich zu dem Nest noch eine gemeinsame kleine Wohnung (z.B. eine 1-Zimmer-Wohnung) nehmen und diese miteinander im Wechsel teilen. Ist ein Partner mit der Kinderbetreuung dran, verbringt er die Zeit im Nest, während der andere Elternteil die separate Wohnung nutzt. Da die Eltern ja zusätzlich noch den Platz im Nest haben, kann diese Zusatzwohnung ruhig klein sein. Der Nachteil ist jedoch, dass man mit dem Ex-Partner eine Wohnung gemeinsam nutzt. Spätestens wenn neue Partner hinzukommen, gibt es hier oft Probleme. Eine weitere Möglichkeit ist, dass sich beide Elternteile jeweils eine eigene kleine Wohnung nehmen. So hat jeder seine Privatsphäre, jedoch fallen dann auch größere Kosten an. Andere Eltern haben wiederum schon neue Partner gefunden und leben mit diesen zusammen. Bei vielen bewährt sich gerade diese Lösung, da hier wenig Kosten anfallen (die Wohnkosten werden mit dem neuen Partner geteilt) und dennoch beide Elternteile separate Wohnungen haben.
Welche Gründe sprechen für das Nestmodell?
Das Nestmodell ist eine sehr gute Möglichkeit, das gewohnte Umfeld der Kinder beizubehalten. Denn für die Kleinen ändert sich im Vergleich zu anderen Varianten wie dem Wechselmodell relativ wenig: Sie können ihre Freunde behalten, haben weiterhin den gleichen Schulweg und müssen nicht zwischen mehreren Wohnorten pendeln. Familien mit Eigenheim können dieses als Nest nutzen (wenn finanziell machbar) und müssen es nicht verkaufen oder vermieten. Durch die zusätzliche Wohnung bzw. im Idealfall zwei Wohnungen, hat dennoch jeder seinen Freiraum und Rückzugsort.
Welche Nachteile hat das Nestmodell?
Das größte Problem am Nestmodell können finanzielle Aspekte sein. Entscheidet sich das Paar für nur eine gemeinsame Wohnung, hält sich die finanzielle Belastung meist in Grenzen wenn man bedenkt, dass bei anderen Modellen auch beide Elternteile entsprechend große Wohnungen beziehen müssten. Doch möchte jeder seine eigene kleine Wohnung neben dem Nest haben, müssen in Summe zwei Wohnungen plus das Nest finanziert werden. Wer dabei z.B. als Nest das Eigenheim hat und hierfür noch teure Kreditraten begleichen muss, kann finanziell möglicherweise an seine Grenzen stoßen.